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Friedrich Vollhardt (EDT) Religioser Nonkonformismus und fruhneuzeitliche Gelehrtenkultur

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De Gruyter

2013

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348

978-3-11-034673-2

3-11-034673-7

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Im Zeitalter der Reformation entstehen neben den groen Konfessionen weitere Bewegungen, die den Prozess der religiosen Pluralisierung begleiten und diesen phasenweise beschleunigen und radikalisieren. Dazu zahlen auch der Antitrinitarismus und Sozinianismus des 16. und 17. Jahrhunderts, die eine lang anhaltende Wirkung im akademischen Diskurs entfalten sollten. Es handelt sich dabei jedoch nicht um homogene Bewegungen, sondern um verschiedene Denkansatze, die in je unterschiedlicher Weise auf die Kritik am Dreifaltigkeitsdogma rekurrieren. Diese sollten langfristig dazu beitragen, dass einer autoritativ betriebenen Bibelexegese die Grundlagen entzogen wurden. Seit den Studien Delio Cantimoris zu den Eretici italiani del Cinquecento (1939) ist die Bedeutung des heterodoxen Diskurstyps erkannt, dabei jedoch oft einseitig auf das Lebensschicksal der prominenten Vertreter bezogen worden. Die in der vorliegenden Buchreihe publizierten Texte sollen dazu anregen, nach den funktionalen Bezugen des antitrinitarischen Denkens zu fragen, etwa nach der epistemischen Ausrichtung der Bewegungen, ihren ideellen Rahmungen sowie den literarisch-rhetorischen Strategien der Dogmenkritiker. Die Anhanger abweichender Bekenntnisse zeigen dabei oft eine hohe Beweglichkeit, um dem mit der Konfessionalisierung wachsenden Konformitatsdruck der kirchlichen Autoritaten zu entgehen. Nur in lokal und temporar begrenzten Zusammenhangen entwickeln sich in der Fruhen Neuzeit nicht institutionalisierte Formen religiosen Lebens, die unter Gesichtspunkten einer (nicht linear gedachten) Modernisierungstheorie betrachtet werden konnen. Von exemplarischer Bedeutung ist hier die Religionsphilosophie und Theologie des Italieners Fausto Sozzini (1539-1604), der nach einem Aufenthalt in Siebenburgen 1579 nach Polen emigrierte und dort zum Fuhrer einer Ecclesia minor wurde, die Anhanger in ganz Europa gewinnen konnte. So loste die Entdeckung einer sozinianischen Gruppierung, die sich an der Nurnberger Akademie zu Altdorf um den Medizin- und Philosophieprofessor Ernst Soner (1573-1612) formiert hatte, umfangreiche Ermittlungen der lokalen Obrigkeit aus. Diesem um 1600 entstandenen Netzwerk in Altdorf ist der erste Band der neuen Reihe gewidmet. Weitere Bande werden jeweils Konstellationen von Themen und Publikationsaktionen des Antitrinitarismus ausleuchten. Nachdrucke von entlegenen Texten werden ausfuhrlich eingeleitet und flankiert von Materialien, Rezeptionsdokumenten sowie verwandten Veroffentlichungen. Einige Bande erschlieen bisher ungedruckte Manuskripte. Die antitrinitarischen Denkhorizonte, die auf diese Weise wiedergewonnen werden, reichen von den antitrinitarischen Anfangen in Heidelberg und bei italienischen Exulanten in der Schweiz uber die exegetischen und dogmatischen Entwicklungen in Ungarn und Polen bis zur westeuropaischen Fruhaufklarung und dem Umkreis von Locke, Bayle und Newton.

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